Elektromotor Auslegung und Entwicklungsprozess des Designs

Wie entwick­elt man einen Elek­tro­mo­tor mit einem hohen Wirkungs­grad und welche Soft­ware ist dafür am besten geeignet. Die hier beschriebene Vorge­hensweise kann sowohl für AC-Motoren als auch für DC-Motoren ver­wen­det wer­den. Zu den AC-Motoren gehören auch BLDC-Motoren, welche auch als bürsten­lose Gle­ich­strom­mo­toren beze­ich­net wer­den. Auch Axi­alflussmo­toren und Induk­tion­s­mo­toren, wie zum Beispiel von Tes­la, wer­den anhand dieser Meth­ode entwick­elt. Im Fol­gen­den wer­den die Schritte zur Motore­nausle­gung und die elek­tro­mag­netis­che Berech­nun­gen von Elek­tro­mo­toren beschrieben.

Elektromotor Auslegung und Entwicklungsprozess
Elek­tro­mo­tor Ausle­gung und Entwicklungsprozess

1) Elektromotor Anforderungen definieren

Der erste Schritt um einen Elek­tro­mo­tor auszule­gen ist aufzuschreiben, was der Elek­tro­mo­tor machen und kön­nen soll. Man spricht in der Indus­trie auch von dem Definieren der Anforderun­gen an den Elek­tro­mo­tor. Also wie viel Drehmo­ment und Drehzahl soll der Elek­tro­mo­tor haben. Welche Leis­tung und Wirkungs­grad, wie lang soll der Motor sein, welchen Durchmess­er soll der Motor haben. Man sollte immer mit dem Auf­stellen sein­er den Anforderun­gen an die spez­i­fis­che App­lika­tion begin­nen, also zum Beispiel von einem Elek­tro­fahrzeug, Elek­tro­boot oder Elek­troflugzeug. Davon soll­ten dann die Anforderun­gen für den elek­trischen Antrieb und das Bat­ter­iesys­tem abgeleit­et wer­den. Von den Anforderun­gen an den elek­trischen Antrieb kön­nen dann die Anforderun­gen an den Elek­tro­mo­tor und auch den Invert­er abgeleit­et wer­den. Man sollte auch eine Pri­or­isierung der Anforderun­gen vornehmen, damit jed­er im Entwick­lung­steam weiß, was am wichtig­sten ist. Die Pri­or­isierung ist wichtig, damit später der richtige Elek­tro­mo­toren­typ aus­gewählt wer­den kann.

Elektromotoren Anforderungen
Anforderun­gen ableit­en an den Elektromotoren 

2) Systemarchitektur des elektrischen Antriebs erstellen 

Es sollte auch eine Sys­temar­chitek­tur des elek­trischen Antriebs erstellt wer­den, beste­hend aus dem Elek­tro­mo­tor, einem Invert­er und gegebe­nen­falls auch aus einem Getriebe. Eine Sys­temar­chitek­tur hil­ft zu ver­ste­hen, wie die unter­schiedlichen Kom­po­nen­ten miteinan­der inter­agieren, also mech­a­nisch, elek­trisch und ther­misch. Die Architek­tur hil­ft die Zusam­men­hänge und Wech­sel­wirkung von Elek­tro­mo­tor, Invert­er und Getriebe zu ver­ste­hen. Mit der Architek­tur kann disku­tiert wer­den, wie das Antrieb­ssys­tem opti­miert wer­den kann und wo Kosten einges­part wer­den können.

Systemarchitektur Elektromotor
Sys­temar­chitek­tur eines Elektromotors

3) Auswahl des Elektromotortyps und Vergleich

In der Vorauswahl sollte sehr genau über­legt wer­den, welch­er Typ von Elek­tro­mo­tor am besten für die entsprechende Anwen­dung geeignet ist. Denn jed­er Elek­tro­mo­tor hat seine Vorteile und Nachteile. Mith­il­fe der vorher aufgeschriebe­nen Anforderun­gen und ein­er Pri­or­isierung sollte gegenüber gestellt werde, welch­er Typ von Elek­tro­mo­tor für die spez­i­fis­che Anwen­dung am besten geeignet ist. Hier­bei sollte auch genau über­legt wer­den, in welch­er Stück­zahl der Elek­tro­mo­tor später pro­duziert wer­den soll. Da sich von der Stück­zahl auch die einge­set­zte Wick­lung­stech­nolo­gie für den Elek­tro­mo­tor ableit­et. Und die Wick­lung­stech­nolo­gie einen großen Ein­fluss auf das Design des Elek­tro­mo­tors hat.

4) Startpunkt für die Motorauslegung wählen

Den richti­gen Start­punkt sein­er Berech­nung auszuwählen, ist nicht so wichtig. Es gibt Gle­ichun­gen dafür, um die Größe des Elek­tro­mo­tors für eine bes­timmte Leis­tung abzuschätzen. Aber am besten man schaut sich ein­fach an, welche Abmes­sung andere Her­steller und Konkur­renten ver­wen­den, die ähn­liche Anforderun­gen haben. Meis­tens ist der Start­punkt für die Elek­tro­mo­torausle­gung schon durch die Anforderun­gen an die Motor­länge und den Durchmess­er vorgegeben.

5) Analytische elektromagnetische Motorauslegung

Für die Ausle­gung und Berech­nung wer­den ana­lytis­che Soft­warew­erkzeuge ver­wen­det. In die Soft­ware wer­den die Para­me­ter wie Durchmess­er, Länge und Span­nung des Elek­tro­mo­tors eingegeben. Die Soft­ware zur Motorausle­gung berech­net dann das Drehmo­ment und die Drehzahl ana­lytisch mith­il­fe ein­er Gle­ichung. Das dauert auch nur wenige Sekun­den, bis man ein Ergeb­nis hat. Man verän­dert dann so lange die Para­me­ter, bis man das gewün­schte Drehmo­ment erhält. Die Anpas­sung der Para­me­ter benötigt viel Erfahrung, da jed­er Para­me­ter direk­ten Ein­fluss auf unter­schiedliche Eigen­schaften des Elek­tro­mo­tors hat. Man kann zum Beispiel auch Opti­mierungsal­go­rith­men ver­wen­den, die einem helfen einen beson­ders effizien­ten Elek­tro­mo­tor zu entwick­eln. Allerd­ings hat die ana­lytis­che Berech­nung einen großen Hack­en, und zwar die Genauigkeit des Ergeb­niss­es von Drehzahl, Drehmo­ment und Wirkungs­grad. Die Genauigkeit liegt in der Regel zwis­chen 70 und 80 Prozent. Sie ist abhängig von der Kom­plex­ität des Elek­tro­mo­tors und der ver­wen­de­ten Soft­ware. Wie kann man jet­zt die Genauigkeit verbessern, beziehungsweise sein Ergeb­nis überprüfen?

analytische Elektromotor Auslegung
ana­lytis­che Elek­tro­mo­tor Auslegung

6) 2D FEM Elektromotor Simulation

Der beste Weg die ana­lytis­che Berech­nung zu über­prüfen ist mit ein­er 2D FEM Sim­u­la­tion. Dabei bedeutet 2D, dass der Motor in den zwei Dimen­sio­nen X und Y in ganz viele kleine Stücke aufgeteilt wird. Je klein­er man diese Stücke macht, desto genauer wird das Ergeb­nis, allerd­ings wird hier­für dann auch mehr Rechen­zeit benötigt. Die Ergeb­nisse kön­nen dann ver­wen­det wer­den, um die Para­me­ter in der ana­lytis­chen Berech­nung zu verbessern. Warum macht man denn über­haupt den Rückschritt in eine ana­lytis­che Berech­nung? Bei ein­er zwei­di­men­sion­alen Sim­u­la­tion wird in der Regel nur genau ein Last­punkt berech­net, also der Wirkungs­grad bei genau einem Drehzahl/Drehmomenten Punkt. Das dauert in der Regel mehrere Minuten bis Stun­den, deshalb ist es sin­nvoller ein Wirkungs­grad­ken­n­feld ana­lytisch zu berech­nen, mit angepassten Para­me­tern aus der 2D Simulation.

2D FEM Elektromotor Simulation
2D FEM Elek­tro­mo­tor Simulation

7) 3D FEM Elektromotoren Simulation

Wann und warum braucht man noch eine 3D Sim­u­la­tion. Nun bei der 2D Sim­u­la­tion geht man davon aus, dass sich die Struk­tur in die Z‑Richtung wieder­holt. Wenn man aber zum Beispiel mal von oben auf den Elek­tro­mo­tor schaut, ist das oben und unten an den Enden eines Elek­tro­mo­tors nicht der Fall. An den oberen und unteren Enden des Motors kön­nen Streu­flüsse entste­hen und man sollte abschätzen, wie groß deren Ein­flüsse sind. Bei sehr kurzen Elek­tro­mo­toren kann der Ein­fluss von Streu­flüssen groß sein. Deshalb sollte man die Ergeb­nisse der 3D Sim­u­la­tion wieder in die 2D Sim­u­la­tion ein­fließen lassen. Da die Berech­nung ein­er Elek­tro­mo­torkennlin­ie in ein­er 3D Sim­u­la­tion zu viel Rechenka­paz­ität und Zeit benöti­gen würde. Ein weit­eres Beispiel bei dem 3D Sim­u­la­tio­nen benötigt wer­den sind Axi­alflussmo­toren, bei welchen sich das elek­tro­mag­netis­che Feld in allen 3 Dimen­sio­nen ändern. Auch bei sehr lan­gen Elek­tro­mo­toren kann es zu Biegeschwingun­gen der Welle kom­men, wodurch sich der Abstand zwis­chen Rotor und Sta­tor über die Länge verän­dern. Diesen Abstand nen­nt man auch Luftspalt und dessen Änderung hat natür­lich Ein­fluss auf das Drehmo­ment und dessen Verlauf.

Zusätzliche Punkte bei der Elektromotoren Entwicklung

Elektromotor Test und Messung

Wer simuliert und berech­net, sollte natür­lich auch wis­sen, wie er seine Ergeb­nisse über­prüfen kann. Denn der Unter­schied zwis­chen The­o­rie und Prax­is ist in der Prax­is größer als in der The­o­rie. Das Über­prüfen der Ergeb­nisse kann in 3 Schritte unterteilt wer­den. Das Ver­messen der Mate­ri­alien, zum Beispiel von den Mag­neten und dem Blech. Das Ver­messen der Kom­po­nen­ten, zum Beispiel des Rotors mit den Mag­neten und der Sta­tor mit den Wick­lun­gen. Und natür­lich abschließend eine aktive und pas­sive Ver­mes­sung des kom­plet­ten Elek­tro­mo­tors. Man sollte möglich früh mit dem Messen von Mate­ri­alien und Kom­po­nen­ten anfan­gen und die Ergeb­nisse in die Sim­u­la­tion ein­fließen lassen, um diese zu verbessern.

Mechanische und thermische Auslegung vom Elektromotor

Ganz wichtig ist auch die mech­a­nis­che und ther­mis­che Ausle­gung und Sim­u­la­tion des Elek­tro­mo­tors. Denn erst mit der ther­mis­chen Sim­u­la­tion kann man her­aus­find­en, wie lange der Elek­tro­mo­tor die max­i­male Leis­tung wirk­lich erbrin­gen kann. Die Vorge­hensweise für die ther­mis­che Ausle­gung und Berech­nung ist sehr ähn­lich wie die oben beschriebene elek­tro­mag­netis­che Ausle­gung. Die Ergeb­nisse der elek­tro­mag­netis­chen Sim­u­la­tion, wie zum Beispiel die Ver­lustleis­tun­gen, fließen in die ther­mis­che Sim­u­la­tion ein. Eine mech­a­nis­che Sim­u­la­tion ist beson­ders wichtig, wenn der Elek­tro­mo­tor große Drehmo­mente erzeugt oder hohe Drehzahlen erreicht.